ArtikelDie Swahili-Fibel
VerfasserHelmut Richter
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Kapitel5. Wortbildungslücken schließen
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Wortbildungslücken schließen

In diesem Kapitel geht es darum, wie aus ein und derselben Wurzel miteinander verwandte Wörter entstehen, beispielsweise wie man etwa zum Adjektiv die zugehörigen Substantive bilden kann oder umgekehrt. Besonders reichhaltig sind die Wortbildungs­möglich­keiten bei den Verben, die in ihrer Bedeutung modifiziert werden können, indem man ihnen andere Endungen verpasst – vorn am Anfang der Verbformen stehen ja schon die Vorsilben für Personen und Zeiten aus dem zweiten Kapitel, so dass dort für solche Veränderungen kaum mehr Platz ist.

Verben unter sich

Es kamen schon einige Verben im Passiv vor (ita = rufen, itwa = gerufen werden; tukuza = ehren, tukuzwa = geehrt werden) und es wird sich der Verdacht eingeschlichen haben, dass das vor dem -a eingeschobene -w- das Verb vom Aktiv ins Passiv versetzt. So ist es auch in der Tat. Es gibt aber in Swahili darüber hinaus noch einige andere Verbformen, mit denen die Rollen der Substantive, die das Verb umgeben, verschieden verteilt werden: es gibt neben dem Aktiv („schreiben“) nicht nur Passiv („geschrieben werden“), sondern auch noch Stativ („schriftlich vorliegen, geschrieben sein“), Kausativ („diktieren, schreiben lassen“) und Reziprokformen („korrespondieren, sich schreiben“). Im Deutschen wird das mit Ausnahme einiger Kausativa meistens mit Hilfsverben erledigt; in Swahili gibt es dafür aber besondere Verbformen. Außerdem gibt es noch eine Verbform, die dort eingesetzt wird, wo im Deutschen ein Dativobjekt stünde; das kommt weiter unten genauer. Eine Verbform, die wie die genannten die Anzahl oder die Rollen der Objekte verändert, heißt übrigens in der Sprachwissenschaft ein Genus Verbi (etwa: ein Geschlecht des Verbs). Eigentlich gehören die reflexiven Verben mit der Objektsilbe -ji- auch zu den Genera Verbi, aber sie werden anders gebildet.

Hier erst einmal ein Überblick, der am Ende auch zwei Verbformen enthält, die keine Genera Verbi sind:

Genera Verbi
typische Endung Bedeutung Beispiel
Aktiv -a Grundform, von der die anderen Formen abgeleitet sind  
Passiv -wa wie Passiv im Deutschen fungwa (geschlossen werden) von funga (schließen), itwa (gerufen werden) von ita (rufen)
Applikativ -ia, -ea indirektes („Dativ-“) Objekt andikia (schreiben an) von andika (schreiben), ombea (bitten für/um) von omba (bitten)
Reziprokform -ana Gegenseitigkeit onana (sich gegenseitig sehen) von ona (sehen), pigana (kämpfen) von piga (schlagen)
Stativ -ka Zustand, Fähigkeit funguka (offen sein) von fungua (öffnen), lika (essbar sein) von la (essen)
Kausativ -isha, -esha, -za Veranlassung andikisha (diktieren) von andika (schreiben), lisha (füttern) von la (essen)
Konversiv -ua, -oa Gegenteil fungua (öffnen) von funga (schließen), jengua (abreißen) von jenga (bauen)
Intensiv verschiedene Intensität oder Wiederholung sikiliza (hinhören) von sikia (hören), chungulia (spähen) von chungua (erforschen), katakata (kleinschneiden, zerstückeln) von kata (schneiden)

Diese verschiedenen Formen sind unterschiedlich „produktiv“ in dem Sinne, dass man sich darauf verlassen kann, dass es zu einem Verb das entsprechend veränderte auch mit genau der erwarteten Bedeutung gibt. Das Passiv ist voll produktiv: ist es sinnvoll, von einem Verb ein Passiv zu bilden (nämlich dann wenn es transitiv ist), wird es auch gebildet. Auch die Applikativ- und Reziprokformen in ihrer Grundbedeutung sind weitgehend produktiv; weitere Bedeutungen findet man gegebenenfalls im Wörterbuch. Bei Stativ- und Kausativformen kann man sich nicht unbedingt darauf verlassen, dass es das Wort gibt und das es genau das bedeutet, was man sich aufgrund der Tabelle vorstellt. Gar nicht verlassen sollte man sich auf Konversive: ob ein Verb ein Konversiv hat, sollte man lieber von Fall zu Fall im Wörterbuch nachschauen.

Es gibt noch einige weitere Verbformen, z.B. auf -ata für eine enge Berührung oder -ama für eine Position, in der sich jemand oder etwas befindet. Beispiele, in denen der Bedeutungswandel genau vorhersagbar ist, sind aber doch zu selten, als dass es sich lohnte, darüber Regeln zu lernen.

Die Verbformen im Einzelnen

Passiv

Das Passiv funktioniert genau wie im Deutschen. Der im Deutschen etwas verzwickte Fall, dass ein Passiv von einem Verb gebildet wird, das nur ein indirektes Objekt hat, also im Deutschen ein Dativobjekt („mir wird geholfen“), ist in Swahili viel einfacher, weil, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden, indirekte Objekte zu direkten ernannt werden können und von da an alles ganz regelmäßig abläuft.

Direkte und indirekte Objekte: Applikativ

Hat ein Verb mehrere Objekte wie etwa im Beispielsatz „Ich schreibe meinem Bruder einen Brief“, dann kann man die beiden Objekte nach ihrer Bedeutung als indirektes und direktes Objekt unterscheiden. Ein direktes Objekt ist eines, das unmittelbar das Objekt der Handlung bezeichnet, ein indirektes eines, das einen Nutznießer oder auch negativ ein Opfer bezeichnet. Im Beispielsatz ist der Brief das direkte Objekt, und der Bruder der Nutznießer oder das Opfer, je nach Briefinhalt. Die Meinung, wer bei einer Handlung Objekt und Nutznießer ist, kann dabei schon einmal von Sprache zu Sprache und in einer Sprache von Ausdruck zu Ausdruck auseinandergehen. Trotzdem sind sich erstaunlich oft viele Sprachen einig, welche Objekte direkt oder indirekt sind, egal mit welchen Mechanismen sie jeweils direkte und indirekte Objekte bezeichnen.

Wenn eine Sprache Fälle hat wie das Deutsche oder das Russische, heißt der Fall, der für direkte Objekte verwendet wird, Akkusativ, und der für indirekte Objekte Dativ. Swahili hat diese Fälle nicht und braucht daher einen anderen Mechanismus, um direkte und indirekte Objekte zu kennzeichnen. Und zwar wird die Verb-Endung -a durch -ia oder -ea ersetzt, wenn ein indirektes Objekt vorkommt. Es folgt dann zuerst das indirekte Objekt, das so behandelt wird wie sonst ein direktes. Danach kann auch noch ein direktes Objekt kommen. An den folgenden Beispielsätzen sollte das klar werden:

Beispielsätze für Applikativ
Ninaandika.Ich schreibe.
Ninaandika barua.Ich schreibe einen Brief.
Barua inaandikwa.Der Brief wird geschrieben.
Ninaiandika.Ich schreibe ihn (den Brief).
Barua ninayoiandika …Der Brief, den ich schreibe …
Ninaandikia rafiki.Ich schreibe einem Freund.
Rafiki ninayemwandikia …Der Freund, dem ich schreibe …
Ninamwandikia ndugu yangu.Ich schreibe meinem Bruder.
Ndugu yangu anaandikiwa.Meinem Bruder wird geschrieben.
Ninamwandikia barua.Ich schreibe ihm einen Brief.
Ninaandikia rafiki barua.Ich schreibe einem Freund einen Brief.
Rafiki ninayemwandikia barua …Der Freund, dem ich einen Brief schreibe …
Barua ninayomwandikia …Der Brief, den ich ihm schreibe …

Jetzt muss diese Verbform noch einen Namen bekommen. Im Englischen wird sie gern „prepositional form“ genannt, weil sie ein indirektes Objekt ankündigt, das im Englischen mit einer Präposition, etwa „to“ oder „for“, eingeleitet worden wäre. Das passt aber für das Deutsche mit seinen Dativobjekten nicht. Hier hat sich das Wort „Applikativ“ eingebürgert, das wir von nun an verwenden wollen, obwohl es im Grunde gar nichts aussagt. „Indirektiv“ wäre viel netter, aber das Wort gibts leider noch nicht, wenigstens nicht in dieser Bedeutung.

Manche Ausdrücke enthalten schon ein direktes Objekt, so dass ein weiteres Objekt indirekt sein muss; da darf man dann nicht vergessen, die Applikativform anzuwenden, z.B. piga simu (telefonieren) → pigia simu (jemanden anrufen).

Bei manchen Verben, die ohne ein indirektes Objekt wenig Sinn ergeben, beispielsweise onyesha (zeigen) oder pa (geben), kann bereits die Grundform zwei Objekte haben. Dem Passiv von pa sieht man die Ableitung von einer Applikativform pea an: es heißt pewa und bezieht sich auf das indirekte Objekt; es gibt also zunächst nicht „etwas, das gegeben wird“ sondern nur „jemand, dem gegeben wird“ – eigentlich wie im Deutschen, wo man nicht „geben“ (Sw. pa) verwendet, wenn der Empfänger nicht genannt wird, sondern „hergeben“ (Sw. toa).

Die Applikativform des Verbs wird auch noch für zwei andere Zwecke eingesetzt, die weniger mit indirekten Objekten zu tun haben:

  • Manche Verben haben in der Applikativform eine etwas andere Bedeutung, und zwar ist jeweils die der Applikativform die zugewandtere, oft auch freundlichere:

    kimbia (wegrennen von) – kimbilia (hinrennen zu)
    geuka (sich umdrehen) – geukia (sich hinwenden zu)
    amba (reden über jemanden) – ambia (jemandem etwas sagen)
    hama (wegziehen von) – hamia (hinziehen nach)
    nuka (schlecht riechen) – nukia (gut riechen)

    Bei den manchen Beispielen ist das indirekte Objekt noch erkennbar, bei anderen wird nur die Bedeutungs­verschiebung bezeichnet.

  • Wendungen, bei denen ein Werkzeug bezeichnet wird, werden mit der Applikativform gebildet: kisu cha kukatia (ein Messer zum Schneiden), mahali pa kupumzikia (ein Ort zum Ausruhen), njia za kuufikia uzima (Wege, das Wohlbefinden zu erlangen). Auch mkono wa kulia (die rechte Hand) gehört dazu, aus der Bedeutung „die Hand zum Essen“. Die Applikativform wird aber nicht verwendet, wenn es sich um das direkte Objekt des Verbs handelt: mkate wa kula (Brot zu essen), kitabu cha kusoma (ein Buch zum Lesen). Man beachte dazu auch chakula (das Essen), eine Abkürzung von kitu cha kula (etwas zu essen).

Reziprokform

Die Reziprokform bezeichnet Handlungen, bei der mehrere Personen gleichzeitig und gegenseitig als Subjekt und Objekt auftreten: sikilizana (aufeinander hören, sich einigen), pigana (sich schlagen, miteinander kämpfen), onana (sich gegenseitig sehen) – wir erinnern uns an kwa heri ya kuonana (auf Wiedersehen, genauer: aufs Glück des sich gegenseitig Sehens).

In vielen Fällen ist es ein indirektes Objekt, auf dem die Gegenseitigkeit beruht: wenn man sich etwa gegenseitig schreibt, dann schreibt einer dem anderen, nicht den anderen. In diesen Fällen ist es dementsprechend die Applikativform (im Beispiel: andikia), aus der die Reziprokform (im Beispiel: andikiana) gebildet wird. Bei pa (geben) heißt die Reziprokform dann peana.

Stativ

Hier geht es um eine Form, die im Deutschen dem Passiv sehr ähnlich sieht, jedoch nicht einen Vorgang, sondern dessen Ergebnis bezeichnet, etwa im Satz „Der Krug ist zerbrochen“ (Passiv wäre „wurde/wird zerbrochen“). In Swahili gibt es eine eigene Form dafür, den Stativ, also etwa das Verb vunjika (zerbrochen sein), das vom Verb vunja (zerbrechen) abgeleitet wird.

Dieselbe Form wird aber oft auch dafür gebraucht, dass etwas noch nicht gemacht wurde, sondern nur gemacht werden kann: lika (essbar sein), someka (lesbar sein). Welche der beiden Bedeutungen nun wirklich zutrifft, darauf gibt die Zeitstufe einen Hinweis: mlango umefungika (die Tür ist verschlossen), aber mlango wafungika (die Tür ist verschließbar). Oft hat diese zweite Bedeutung zusätzlich eine Reziprokform, endet also mit -kana, wie julikana (bekannt sein) von jua (wissen) oder wezekana (möglich sein) von weza (können).

Kausativ

Das Kausativ schließlich ist eine Verbform, mit der bezeichnet wird, dass jemand etwas veranlasst, wie im Deutschen „fällen“ von „fallen“ oder „setzen“ von „sitzen“ gebildet wird. In gewisser Hinsicht ist es die umgekehrte Bedeutungs­verschiebung wie beim Passiv. In Swahili ist die Chance etwas größer, dass es ein regelmäßig gebildetes Kausativ zu einem Verb gibt, ansonsten ist der Gebrauch aber ähnlich wie im Deutschen. Hier wie dort kann es sein, dass die Bedeutung des Kausativs von der direkten Bedeutung abweicht (so wie „fällen“ eben nicht dasselbe ist wie „fallen lassen“); ein Blick ins Wörterbuch kann also auch hier nicht schaden.

Konversiv

Konversivformen werden gebildet, indem die Endung -a durch -ua oder -oa ersetzt wird, wobei -oa dann verwendet wird, wenn bereits die vorherige Silbe ein -o- enthielt. Wenn das Verb vor der Konversivbildung die am Ende des Einleitungs­abschnitts erwähnte Endung -ama trägt, fällt diese meist weg: inama (neigen) → inua (hochheben), angama (hängen) → angua (abhängen) → anguka (fallen, eigentl. abgehängt sein).

Konversive sind zu unregelmäßig als dass es sich lohnte, Regeln über sie zu lernen und anzuwenden. Besser ist es, jeweils beide Verben als eigenständige Vokabeln zu lernen und die Konversivbildung nur als Eselsbrücke zu verwenden, etwa um sich ein Paar wie vaa (anziehen) und vua (ausziehen) oder tanda (bedecken) und tandua (abdecken) leichter merken zu können. Im Rest dieses Kapitels werden daher Konversive nicht mehr betrachtet.

Intensivformen

Wie schon die Beispiele oben zeigen, werden die Intensivformen unterschiedlich gebildet. Dabei kommen auch Formen vor, die wie Kausative (sikiliza) oder wie Applikative (chungulia) aussehen. Man kann also nicht immer aus der Endung auf die Bedeutung schließen. Nur die Verdoppelung des Verbstamms bedeutet immer eine ständig wiederholte oder eine intensiv durchgeführte Tätigkeit.

Beispiele für Ableitungen der Formen voneinander

Hier ist für ein paar Wortwurzeln die gegenseitige Abhängigkeit der daraus gebildeten Verbformen dargestellt. Man sieht daraus, dass manche Ableitungen, vor allem das Passiv, ganz regelmäßige Bedeutungs­verschiebungen auslösen, während bei anderen zwar die Bedeutungs­verschiebung aus den Erläuterungen verständlich ist, sich aber nicht zwingend daraus ergibt.

Ob tosha (taugen) wirklich eine Kausativform von toka (herauskommen) ist, ist keineswegs klar. Weil es eine sein könnte, steht es bei toa dabei; weil es wohl doch keine ist, stehen die Ableitungen von tosha in einem gesonderten Abschnitt der Tabelle.

Ableitungen von Verben voneinander
 act   enda  gehen, fahren
 appl   endea  besorgen gehen
 appl   endelea  fortfahren, sich entwickeln
  caus   endeleza  entwickeln, vervollkommnen
 caus   endesha  in Gang setzen, bewegen, durchführen
 stat   endeka  gangbar sein,  passierbar sein
 
 act   ona  sehen
 pass   onwa  gesehen werden
 appl   onea  ansehen
 caus   onya  warnen, ermahnen
 pass   onywa  gewarnt werden
 caus   onyesha  zeigen
 stat   onyeka  gewarnt sein
 reci   onyana  einander warnen
 st/r   onekana  sichtbar sein
 reci   onana  einander wiedersehen
 
 act   sikia  hören, wahrnehmen, gehorchen
 pass   sikiwa  gehört werden
 appl   sikilia  zuhören
 caus   sikiliza  genau zuhören
  pass   sikilizwa  gehört werden, einflussreich sein
  reci   sikilizana  aufeinander hören, sich einigen
 stat   sikika  hörbar sein, akzeptabel sein
 
 act   toa  herausgeben
 pass   tolewa  herausgegeben werden, erscheinen
 appl   tolea  herausgeben
 stat   toka  herauskommen, herkommen
  appl   tokea  erscheinen, geschehen, resultieren
  stat   tokeza  ausstoßen
  caus   tosha  taugen, genügen
  reci   tokana  herstammen
 
 act   tosha  taugen, genügen
 stat   tosheka  zufrieden sein
 ??   tosheleza  zufriedenstellen
  reci   toshelezana  zufrieden sein, zufriedenstellend sein
 
 act   elea  klar sein, verständlich sein
 pass   elewa  verstehen
 stat   eleweka  verständlich sein
 reci   elewana  einander verständlich machen
 caus   eleza  erklären
 ??   elekea  einsehen, gerichtet sein auf
 caus   elekeza  hinweisen, orientieren
  reci   elekezana  sich verstehen, übereinstimmen
 reci   eleana  einander verstehen

Und so werden die Formen gebildet

Die Bildung dieser Verbformen ist nicht immer ganz regelmäßig. Hier sind Regeln, die weitaus die meisten Fälle abdecken. Für den Applikativ wird immer ein Vokal eingeschoben (Regel 4), für die anderen Formen in einfachen Fällen nicht (Regeln 1 bis 3), sonst derselbe wie im Applikativ (Regel 5).

  1. Ist das Verb nicht einsilbig und endet es mit -a nach Konsonant oder mit -ea oder -ia, so wird das Passiv gebildet, indem vor das -a am Wortende ein -w- eingeschoben wird.

  2. Endet das Verb mit -a, so wird die Reziprokform gebildet, indem -na angehängt wird.

  3. Manche Kausative werden gebildet, indem in der Endung der Konsonant vor dem -a am Wortende verändert wird:

    • -la nach Vokal oder -a nach Vokal wird -za
    • -ka wird -sha
    • -na wird -nya
    • -nda wird -nza

    Leider kann man sich nicht darauf verlassen, dass das immer so ist. Für Verben auf -aa und -la gilt es ziemlich regelmäßig, für welche auf -ea, -ua und -ka recht oft, aber für die übrigen öfters auch nicht. Falls nicht, wird Regel 5 angewandt.

  4. Der Applikativ endet bei allen Verben mit -ia oder -ea, und zwar wird -ia verwendet, wenn der vorletzte Vokal -a-, -i- oder -u- ist, und -ea nach -e- oder -o-. Ist das Verb einsilbig, muss man auswendig wissen, ob der Applikativ mit -ea oder -ia endet: chea, chwea, fia, jia, lia, nywea, pea, wia.

    • Endet das Verb mit einem einzigen Vokal nach einem Konsonanten, so wird der Schlussvokal (muss nicht immer ein -a sein), durch -ea oder -ia ersetzt.

    • Endet das Verb mit zwei Vokalen, so wird zuerst ein -l- vor einen (schon vorhandenen oder erst angehängten) Schlussvokal -a eingeschoben und dann die voranstehende Regel angewandt. Das heißt: Verben auf -aa, -ea, -ia, -oa, -ua oder -au haben Applikative auf -alia, -elea, -ilia, -olea, -ulia bzw. -aulia.

  5. Alle nicht von den voranstehenden Regeln erfassten Formen werden so gebildet, dass man sich zunächst eine Verbform verschafft, die auf -ea, -ia, -oa oder -ua endet, und zwar

    • das Verb selbst, falls es eine dieser vier Endungen schon hat, jedoch nicht für das Passiv, und
    • die Applikativform des Verbs in allen anderen Fällen.

    Ausgehend davon wird das -a am Wortende für das Passiv durch -wa, für die Reziprokform durch -ana, für den Stativ durch -ka und für das Kausativ durch -sha ersetzt.

Beispiele: sikiwa (gehört werden) direkt aus sikia (hören) nach Regel 1, angaza (leuchten lassen) direkt aus angaa (leuchten) nach Regel 3, ondoka (weggehen) direkt aus ondoa (wegbringen) nach Regel 3, lisha (füttern) aus la (essen) über die Applikativform lia nach Regel 5, zaliwa (geboren werden) aus zaa (gebären) über die Applikativform zalia nach Regel 5, dharauliana (sich gegenseitig verachten) aus dharau (verachten) über die Applikativform dharaulia nach Regel 5.

© Helmut Richter