ArtikelGrundwortschatz Swahili
VerfasserHelmut Richter
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Kapitel5. Fremdwörter in Swahili
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Fremdwörter in Swahili

Alle fremdsprachigen Wörter in Swahili werden geschrieben, wie sie gesprochen werden – also im Allgemeinen nicht wie in der Herkunftssprache. Bei Sprachen wie Englisch, bei denen manche Buchstaben anders, undeutlich oder gar nicht gesprochen werden, bleibt mitunter kaum etwas von der Originalschreibung übrig. Da Swahili-Silben mit Vokal enden, wird praktisch immer am Wortende ein Vokal angehängt, falls dort nicht schon einer ist. Ein solcher angehängter Vokal ist fast immer ein -u, wenn davor ein Lippenlaut (b, v, w, m, f, p) steht oder wenn die vorangegangene Silbe schon ein -u- enthält, andernfalls ein -i. Ein solches -u wird von vielen Sprechern bei der Aussprache gern verschluckt.

Das Arabische spielt als Herkunftssprache von Swahili-Wörtern in zweierlei Hinsicht eine besondere Rolle. Zum einen sind es so viele Wörter, dass man sagen kann, dass Swahili ohne arabische Wörter schlicht nicht funktionieren würde: nicht nur Begriffe für Dinge, die häufig vorkommen, würden dann fehlen, sondern auch viele Wörter mit rein grammatikalischer Funktion sowie die Zahlen ab sechs. Zum anderen sind arabische Wörter voll integriert: so werden arabische Verben nicht nur wie Swahili-Verben konjugiert, sondern es werden auch andere Wörter verschiedener Wortarten davon abgeleitet. Demgegenüber werden aus anderen Sprachen fast nur Substantive entlehnt, eben um Dinge zu bezeichnen, die in Swahili noch keinen Namen hatten, wie es auch bei Fremdwörtern in anderen Sprachen der Fall ist. Arabisch spielt also für Swahili eine ähnliche Rolle wie Französisch fürs Englische, allerdings noch viel ausgeprägter.

swar
ء
bب
tت
thث
jج
hح
hخ
dد
dhذ
rر
zز
sس
sس
shش
sص
dhض
tط
dhظ
ع
ghغ
fف
kق
kك
lل
mم
nن
hه
wو
yي

Aus dem Arabischen

Die besondere Rolle des Arabischen in Swahili ist schon erwähnt worden. Deswegen ist es angebracht, bei den Wörtern mit Nicht-Bantu-Herkunft mit den arabischen zu beginnen. Da der Verfasser des Artikels kein Arabisch kann und das auch nicht von seinen Lesern erwartet, geht es vor allem um solche Wörter, die zu deutschen Wörtern eine Beziehung haben oder – für einen kleineren Kreis von Lesern – zu solchen hebräischen Wörtern, die auch bei geringen Hebräischkenntnissen bekannt sein können.

Die arabischen Konsonanten werden eindeutig, aber nicht umkehrbar eindeutig auf Swahili-Konsonanten abgebildet; siehe die Tabelle am rechten Rand.

Wörter mit – teils entfernten – deutschen Verwandten

Wir schauen uns zunächst ein paar Wörter an, zu denen es im Deutschen verwandte Wörter gibt, und zwar zunächst solche, bei denen ein griechisches Wort einerseits ins Arabische und andererseits ins Deutsche entlehnt worden ist, und danach solche, bei denen ein deutsches Wort ursprünglich aus dem Arabischen stammt. Wenn man die Pfeile in den Überschriften beachtet, sieht man, ob der Ursprung griechisch oder arabisch ist.

Da man aus der Swahili-Schreibweise nicht auf die arabische Schreibweise schließen kann, ist auch die arabische Schreibweise angegeben worden, und zwar in der Überschrift, weil dort die Schriftart eher erlaubt, die Zeichen auseinanderzuhalten. Das arabische Wort ist, wenn nicht anders angegeben, dasselbe wie das Swahili-Wort ohne einen Endvokal -i oder -u.

jinsi (Art) ← جنس ← γένος → Genus

kanuni (Regelwerk) ← قانون ← κανών → Kanon

falsafa ← فلسفة ← φιλοσοφία → Philosophie

injili ← إنجيل ← εὐαγγέλιον → Evangelium

askofu ← أسقف ← ἐπίσκοπος → Bischof

majusi (Sterndeuter) ← مجوس ← μάγος → Magier

kamusi (Wörterbuch) ← قاموس ← Ὠκεανός → Ozean

tufani (Orkan) ← طوفان → Taifun

taarifa (Benachrichtigung) ← تعرفة → Tarif

amuru (befehlen) ← أمر → Admiral

zabibu (Weintraube) ← زبيب → Zibebe

sifuri (Null) ← صفر → Ziffer, Chiffre

mnara (Turm) ← منارة → Minarett

sukari ← سكر → Zucker

Einige verwandte hebräische Wörter

Da Arabisch wie Hebräisch eine semitische Sprache ist, gibt es viele miteinander verwandte Wörter in den beiden Sprachen. Vielleicht kann der eine oder andere Leser ein wenig Hebräisch und will es nutzen, um sich arabischstämmige Swahili-Wörter merken zu können. Hier also ein paar Bemerkungen, wie man zu arabischstämmigen Swahili-Wörtern verwandte arabische oder hebräische Wörter finden kann.

Zum Vergleich lassen sich nur die Konsonanten verwenden. Die Laute, die in Swahili als b, d, f, l, m, n, r, k, t und h geschrieben werden, sind im Arabischen oder Hebräischen ähnliche Laute; dabei stehen k, t und h jeweils für zwei oder drei verschiedene arabische oder hebräische Buchstaben. Die Swahili-Laute ch, g, p und v kommen in arabischen Lehnwörtern nicht vor; hebräisches g, p und v ist arabisches/Swahili j, f, b. Aus Swahili-gh darf man auf arabisches Ghain oder hebräisches Ayin schließen, aber nicht immer umgekehrt.

Swahili zdhsthsh
arabisch زذظضصسثش
hebräisch זצסשׁשׂ

Am verwirrendsten ist, dass acht arabische Dental- und Zischlaute in Swahili und Hebräisch jeweils nur fünf verschiedene Laute sind, die Grenzen aber anderswo verlaufen. Die s- und sch-Laute sind sehr oft zwischen Arabisch=Swahili und Hebräisch gerade vertauscht, und Swahili-th entspricht hebräischem Schin. Man braucht also ein wenig Phantasie, um die eigentlich völlig regelmäßigen Entsprechungen theluji (Schnee, hebr. sheleg) oder adhuhuri (Mittag, hebr. tsohorayim) wiederzuerkennen, wobei man beim zweiten Beispiel von der arabischen Vorsilbe und der hebräischen Nachsilbe absehen muss.

Passende Beispiele für die ganze Kette he↔ar↔sw sind nicht leicht zu finden, so dass Hebräisch-Kenntnisse den Swahili-Lernenden kaum etwas nützen. Da gibt es zwar die Zahlen und sehr häufige Wörter wie au (oder, hebr. או), bila (ohne, hebr. בלי), kama (wie, hebr. כמו), kila (jede-, hebr. כל), lakini (aber, hebr. לכן (daher)), karibu (nahe, hebr. קרוב), wala (und auch nicht, hebr. ולא), la (nein, hebr. לא), sowie ein paar religiöse Begriffe wie baraka (Segen, hebr. ברכה), kanisa (Kirche, hebr. כנסייה), malaika (Engel, hebr. מלאך), mamlaka (Autorität, hebr. ממלכה (Königreich)), nafsi (Seele, hebr. נפש), roho (Geist, hebr. רוח), kuhani (Priester, hebr. כוהן), nabii (Prophet, hebr. נביא), shetani (Satan, hebr. שׂטן); wobei freilich alle diese Wörter über das Arabische und nicht über das Hebräische ins Swahili gelangt sind. Die vielen arabischen Wörter, die man sonst in Swahili ständig braucht, haben aber meist keine erkennbar verwandten Wörter im Hebräischen.

Aus abendländisch-klassischen Sprachen

Wir sind es gewohnt, dass Fremdwörter aus den klassischen Sprachen Griechisch und Latein – allerdings oft erst entstanden, als Griechisch und Latein nicht mehr gesprochen wurden – in vielen anderen Sprachen ähnliche Wörter sind. Für Swahili war aber die klassische Fremdsprache der Gebildeten jahrhundertelang das Arabische und erst in jüngerer Zeit das Englische, aber nie etwa Latein oder gar Griechisch. Die meisten „internationalen“ Wörter gibts daher entweder so nicht, weil an ihrer Stelle ein arabisches Wort steht, oder sie haben erkennbar englische Vermittlung. Beispiele: Arabisch sind hisabati (Mathematik), sarufi (Grammatik), utabibu (Therapie), falaki (Astronomie), siasa (Politik), übers Englische vermittelt sind jiolojia (Geologie), maikrofoni (Mikrofon), demokrasi (Demokratie), dayosisi (Diözese). Ein paar Wörter haben es aus dem Griechischen ins Arabische geschafft und sind auf diesem Wege in Swahili gelandet.

Es gibt auch einige Wörter aus dem Griechischen oder Lateinischen, deren Swahili-Schreibweise nicht die englische Aussprache widerspiegelt, z.B. vokali, familia, pedali, historia. Diese könnten über andere Sprachen wie Deutsch eingewandert sein, oder sie sind von europäischen Lehrern oder Missionaren bewusst als gelehrte Fremdwörter eingeführt worden.

Aus dem Deutschen

Obwohl Tanganjika, der Teil des heutigen Tansania, der auf dem Festland liegt, 25 Jahre lang deutsche Kolonie war, gibt es nur wenige Wörter in Swahili, die eindeutig deutschen Ursprungs sind. Das wichtigste ist shule; es hat sich über Tanganjika hinaus auch in Kenia und Uganda durchgesetzt. Interessant sind die Wörter für „Geld“: die Währung zur deutschen Kolonialzeit war die Deutsch-Ostafrikanische Rupie, die zuerst in 64 Pesa und ab 1904 in 100 Heller unterteilt wurde. Sowohl pesa als auch hela sind Swahili-Wörter für „Geld“ geworden, neben fedha, dem arabischen Wort für „Silber“. Dann gibt es noch den bruda (Ordensbruder), während seine weibliche Kollegin mit dem englischen sista bezeichnet wird. Ausgestorben ist mittlerweile -dachi für „deutsch“ (nein, nicht für „niederländisch“).

Es ist schwer zu sagen, welche klassischen Fremdwörter übers Deutsche in Swahili gelandet sind. Aufgrund ihrer recht deutschen Aussprache sind mashine und maneva Kandidaten; sie würden auch in die Zeit passen.

Natürlich hört man allenthalben das etymologische Gras wachsen, wo wahrscheinlich nur zufällige Ähnlichkeit vorliegt. fariki (sterben) kommt nicht von „verrecken“ und zahanati (Ambulatorium) nicht von „Zahnarzt“, und bei kinda (Küken), winda (Windel) und zingira (umgeben, umzingeln) ist Zufall die wahrscheinlichere Annahme. Allerdings könnte die zweite Hälfte von nusukaputi (Narkose, wörtlich etwa „halb eine Leiche“) wirklich vom deutschen „kaputt“ kommen.

Aus dem Englischen

Um den Spaß beim Raten nicht zu verderben, erscheinen die deutschen und englischen Wörter nur, wenn man die Maus dort hinbewegt.

SwahiliDeutschEnglisch
afisa (ma-)Beamterofficer
afisiBürooffice
aiskrimuSpeiseeisicecream
bafuBadbath
baiskeliFahrradbicycle
basi (ma-)Busbus
biaBierbeer
daktari (ma-)Arztdoctor
demokrasiDemokratiedemocracy
dereva (ma-)Fahrerdriver
dikteta (ma-)Diktatordictator
failiDateifile
fekigefälschtfake
frijiKühlschrankfridge
gazeti (ma-)Zeitunggazette
gerejiGarage, Werkstattgarage
glasi(Trink-)Glasglass
golikipa (ma-)Torwartgoalkeeper
gwarideParadeguard (Wache)
hospitaliKrankenhaushospital
injiniMotorengine
injinia (ma-)Ingenieurengineer
jaji (ma-)Richterjudge
jeneretaGeneratorgenerator
kabati (ma-)Schrankcupboard
kadibodiPappecardboard
kamanda (ma-)Befehlshabercommander
kamatiAusschusscommittee
kauntaSchalter, Thekecounter
SwahiliDeutschEnglisch
kipleftiKreisverkehrkeep left (links halten)
kompyutaComputercomputer
koti (ma-)Jacke, Mantelcoat
kwayaChor choir
lebaArbeitsamtlabour (Arbeit)
lebo (-)Aufkleberlabel
lebuLaborlab
lori (ma-)Lastwagenlorry
meliSchiffmailboat (Postschiff)
meneja (ma-)Managermanager
motokaa (-)Automotorcar
peremendeSüßigkeitenpeppermint (Pfefferminz)
pichaBildpicture
plastikiPlastikplastic
polisiPolizeipolice
polisi (ma-)Polizistpoliceman
risitiQuittung receipt
sayansiWissenschaftscience
shati (ma-)Hemdshirt
sketiRockskirt
sodaLimonadesoda
speaErsatzteilspare
stesheniBahnhofstation
taulo (ma-)Handtuchtowel
teksi, taksiTaxitaxi
treni Zugtrain
waya (ny-)Drahtwire
wiki (-)Wocheweek
wodi (-)(Krankenhaus-)Stationward